Teehaus "Golden Dragon"

Wortlos beobachtete Beat wie Ms Fugger ihre Ausrüstung abgab und sich an einen Tisch in den Öffentlichen Bereich setzte. Er war sich sicher das ein kritischer (oder auch nur ansatzweise aufmerksamer) Leser den Logikfehler bemerkt hätte, dass sich ein Bihänder nicht ohne weiteres in zu engen Klamotten verstecken oder gar transportieren lies, noch das man damit in der Öffentlichkeit so einfach herumlaufen oder die Waffe an einer Garderobe hätte abgeben können. Aber glücklicherweise schien die Garderobenverwaltung dies nicht weiter wunderlich zu finden. Unnötig zu sagen das es dem Spieler doch etwas unwohl war als er seinen Mantel und seinen Hut abgab.
Mit einer kurzen Handbewegung winkte er den Ober herbei und sicherte mit einem kleinen Trinkgeld dass seine Anfrage nach einem Privaten Tisch auch mit angemessener Eile nachgekommen wurde. Kurze Zeit später führte ebenjener Ober Beat und nach eine kurzen Winken auch Leonie in eines der Hinterzimmer. Beat nahm dort an einem teuer aussehenden Holztisch platz und wies seine Begleitung an dasselbe zu tun. „Also Miss Fugger.“ begann er und lies seine Zähne aufblitzen. Die kurze Pause wurde durch erneutes Auftauchen einer Bedienung, welche auf Beats Forderung eine Flasche Rosé brachte und diese auf dem Tisch abstellte, verlängert.
Schließlich setzte der Spieler seinen Zeit-führs-Geschäftliche Blick auf und sah Leonie an. „Wird es nicht langsam Zeit die Karten auf den Tisch zu legen?“

Achtsam schenkte Beat zwei Gläser von dem Wein während er Leonies Vortrag mit steigenden Amüsement lauschte. „Aber bitte meine Liebe kein Grund so aggressive zu werden.“ erwiderte er und schob ihr mit einem Lächeln eines der Weingläser zu. „Ich bin ihnen keineswegs feindselig gesinnt lediglich Neugierig.“ erklärte der Spieler sich selbst ehe er zum Glas griff. „Auf die Lady.“ lautete sein üblicher Toast, bevor er sein Glas zum Mund führte und einen Schluck von der rosanen Flüssigkeit nahm. Er hatte nicht vor es mit dem Alkohol zu übertreiben, denn ein Gefühl sagt ihm das es besser war einen klaren Kopf zu behalten.
Geräuschvoll setzte Beat sein Glas auf dem Tisch ab, während er mit seiner freien Hand in den Taschen seines Anzugs wühlte. „Sie wollen das ich ich die Karten auf den Tisch lege? Nichts lieber als das.“ erklärte er grinsend und brachte sein gerade eben erworbenes Tarot Deck zum Vorschein. „Denn wer könnte mehr über einen Spieler wissen als die Lady?“ fragte Beat rhetorisch und lies ein kurzes Lachen folgen. Mit einigen wenigen geschickten Handgriffen befreite er die Kunstvoll gestalteten Karten aus ihrer Plastikverpackungen und fing an zu mischen. Dabei wäre es ihm natürlich nie in den Sinn gekommen die Reihenfolge der Karten irgendwie zu beeinflussen. Schließlich zufrieden legte der Spieler den Kartenstapel auf den Tisch. „Wollen wir anfangen?“ fragte er mit einem Hauch von Geheimnis in der Stimme und deckte die erste Karte auf. Ein Junger Mann mit kunstvollen Kleidern, welcher in einer Art Gefährt saß das von zwei Sphingen gezogen wurde war darauf abgebildet. „Der Wagen steht für einen Konflikt welcher mit genügend Willenskraft überwunden werden kann.“ erklärte er und war schon dabei die nächste Karte aufzudecken. Sie zeigte ein Kunstvolles Wagenrad das von vier Personen umstellt war. „Das Schicksalsrad auch Wheel of Fortune genannt steht für Veränderung, Gelegenheiten oder Zufall. Treffend für jemand wie mich finden sie nicht?“ erläuterte er wobei das grinsen in seinem Gesicht in bisschen breiter wurde. Die letzte Karte die Beat umdrehte stellte ein gehörntes Wesen auf einem Thron dar. „Den Teufel dürften sie sich selbst zusammenreimen können.“ meinte er kurz angebunden und richtete sich in seinem Stuhl auf. „Also miss Fugger was glauben sie sagt dies über mich aus?“ hakte Beat nach und funkelte sie über sein Weinglas aus an.

Überrascht zog Beat eine Augenbraue hoch. “Das war akkurater als ich erwartet hätte.” meinte er und lies seine Zähne aufblitzen. Mit einer geübten Handbewegung schob er die drei Karten zusammen und begann sie wieder in den Stapel hin einzumischen. Anschließend teilte er den Stapel in zwei Kleinere auf und lies diese ineinander rattern, eine sehr bekannte Technik die Riffeln genannt wurde und die man praktisch von jedem der auch nur ein bisschen Ahnung von Karten hatte erwarten konnte. „Wer hat den etwas von Streiten gesagt? Ich möchte lediglich ein Gespräch führen auch wenn ich ihr Kompliment selbstverständlich annehme.“ erwiderte der Spieler während er die Karten mischte. Nach einwe Weile gab er sich schließlich zufrieden und legte den Stapel zur Seite um noch einmal an seinem Weinglas zu7 nippen – Ein besserer Jahrgang als er diesem Haus zugetraut hätte.
„Ich bin sicher sie werden mir zustimmen das es nur fair ist zu sehen was der Zufall für sie in Bereitschaft hält?“ verkündete er, jetzt wieder ganz in die Rolle des Magiers verfallen der versucht sein Publikum in den Bann zu ziehen. Mit einer scheinhaft spielerischen Bewegung schnippte er die erste Karte nach oben, welche sie einmal in der Luft überschlug und schließlich mit der Hinterseite nach oben auf den Tisch landete. „Heben wir uns diese für Später auf.“ erläuterte er kurz und hatte schon die zweite Karte Aufgedeckt. „Das … glückliche Eichhörnchen?“ entkam es ihm mit einem Laut der Verwunderung. „Verzeihen sie, ich glaube ich verwende das falsche Deck. Wobei anzumerken ist das dies keine sonderlich gute Karte ist ...“ entschuldigte sich Beat und sah mit gespielt bedrückten Blick nach unten. Die dritte Karte welche er umdrehte zeigte einen Jungen Mann mit einer Narrenmütze der scheinbar sorglos einen Weg entlang schlenderte. „Der Narr macht vielleicht ein klein wenig mehr Sinn. Sie befinden sich auf einer Suche nach jemanden oder etwas habe ich recht?“ hakte er rhetorisch nach und lies ein erwischt Grinsen erscheinen. „Fassen wir zusammen. Sie sind auf einer Suche, ich würde sagen eher materieller als Spiritueller Art, und sind dabei bereits in äußerst widrige Umstände geraten. Sind sie unerfolgreich? Unbeliebt? Hat ein Mann mit drei Haaren ihr Geschäft abgebrannt? Ich weiß es nicht. Aber was ich sagen kann ist was zwei so unterschiedliche Leute wie wir scheinbar gemeinsam haben.“ Mit einer übertriebenen Handbewegung hob er die dritte Karte nach oben, welche den bereits bekannten Teufel zeigt. „Wissen sie Mrs Fugger“ setzte Beat an während er die Karte scheinbar geistesabwesend in einer Hand drehte. „Manchmal gilt es gewisse Dinge einfach wörtlich zu nehmen finden sie nicht?“ fragte er und noch bevor Leonie Antworten konnte warf Beat die Karte mit einem schnellen Zucken aus dem Handgelenk über den Tisch, wobei sie den Stiel von Leonies Weinglas durchtrennte und irgendwo hinter ihr verschwand. „Ich bin jedenfalls der Meinung dass sie so einiges Missverstehen.“ erwiderte Beat lächelnd, während der Kopf des Weinglas klirrend auf dem Tisch landete und seinen Inhalt darauf verspritzte.

Beat schüttelte den Kopf. „Wenn ich sie Provozieren wollte, hätte ich ihnen den Wein ins Gesicht geschüttet.“ erwiderte er kühl und lies sich in seinen Stuhl zurücksinken. Er hatte irgendwie … mehr erwartet auf so vielen Ebenen. „Kellner!“ rief der Spieler laut aus und trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum bis der schwarzgekleidete Ober schließlich auftauchte. „Die Lady braucht ein neues Glas. Ich werde natürlich selbstverständlich für das Missgeschick auskommen.“ beschwichtigte er den etwas schiefen Blick des Kellners. „Und wenn es sich Einrichten lässt bringen sie uns doch gleich einen Teller mit diesen entzückenden Keksen, danke.“ fügte er rasch hinzu.
Die Formalitäten fürs erste erledigt Genehmigte Beat sich einen weiteren Schluck seines eigenen Weines ehe er sich mit beiden Ellenbogen auf der Tischplatte abstützte. Bis jetzt hatte dieses Gespräch in etwa so viele handfeste Informationen enthalten wie eine Ausgabe der Bildzeitung – einen Zustand den es zu revidieren galt. „Verzeihen sie meine Anmaßung das einfache Symbolik allgemein Bekannt wäre.“ entschuldigte sich Beat wobei sich seinem Tonfall nicht entnehmen lies wie viel von der Mischung letztendlich Spott oder Sarkasmus zuzuschreiben war. „Aber wir sind ja alle zivilisierte Menschen und können dieses Missverständnis sicher aus dem Weg räumen.“ Auch wenn er es nur ungern zugab so langsam schrumpfte die Zahl an Anspielungen die er noch übrig hatte zusammen. Deshalb war es auch kein Wunder das Beat die Verschnaufpause die der mit einem Teller beladene Kellner bot willkommen hieß. Geduldig wartete er ab bis Weinglas und Keksteller auf dem Tisch standen, die Überreste des Vorgängers aufgewischt und der Servierer ohne ein Wort zu sagen wieder verschwunden war. Dann schnappte sich Beat zuallererst einen Sesamkeks von der bunten Ansammlung auf den Teller und biss genüsslich davon ab. Seiner Meinung nach waren Wein und Kekse eine äußerst stimmige Erfrischung für eine Konversation dieser Art. „Also Miss Fugger“ setzte er erneut mit Freundlicher Stimme an, wobei er dieses Mal genauer auf die Anrede achtete. „Einfach ausgedrückt ich habe die Theorie das sie mehr sind als sie vorgeben zu sein. Und so charmant ihre Ausreden auch sind, sich dumm zu stellen ist keine passende Verhaltensweise für eine Dame ihrer Klasse finden sie nicht?“

Diesmal waren es nicht Beats Angewohnheiten als Spieler sondern seine Manieren die ihn ein Grinsen unterdrücken ließen. Ihm gingen zwar so einige Erwiderungen durch den Kopf aber er saß einfach da und wartete Höflich bis Leonie ihren kurzen Vortrag beendet hatte. „Auch auf die Gefahr hin beleidigend zu wirken ...“ setzte er an und schenkte ihr ein Lächeln. „Bei Siegfried und Roy sah das beeindruckender aus.“ sagte er und unterstrich es indem er Gelangweilt seinen Kopf mit einer Hand Abstütze. Es war fast schon ein wenig enttäuschend seine Theorie das eigentlich die Hunde dahintersteckten dermaßen wiederlegt zu bekommen, aber es handelte sich eben nicht bei allem im Leben um einen schlechten Roman. „Und wenn wir schon von beeindruckend sprechen, so hoffe ich doch das sie noch über ein bisschen mehr als ein paar verstaube Zitate und Flohsäcke verfügen.“ fügte der Spieler mit einem Selbstgefälligen Lächeln hinzu und zählte im Kopf bereits die Sekunden ab. Kaum einen Moment später war er plötzlich von seinem Platz verschwunden und stand auf der anderen Seite des Raumes hinter der noch sitztenden Leonie. „Denn wenn ich ihnen einen Rat geben darf“ begann er, wobei er seine Hände von hinten auf ihre Schultern gelegt hatte und sich vorbeugte um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. „Die wenigsten Dämonen halten sich an ihre Worte.“ Dabei gab er sich absolut keine Mühe den spöttischen Unterton in seiner Stimme zu verbergen. Dennoch hatte dieses Spiel jetzt lange genug gedauert und ohne ein weiteres Wort wandte Beat sich ab und stolzierte Unbehelligt auf den Ausgang zu. Auf seinem Weg nach draußen vergaß er natürlich nicht ein paar Dollarscheine auf den Tisch zu legen, schließlich gehörte es sich nicht eine Dame auf der Rechnung sitzen zu lassen und wenige Augenblicke später hatte er sich bereits seine Kleidung von der Garderobe geschnappt und das Teehaus verlassen.